Der magische Dolch by Lois McMaster Bujold

Der magische Dolch by Lois McMaster Bujold

Autor:Lois McMaster Bujold [Bujold, Lois McMaster]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Die magischen Messer 2
veröffentlicht: 2013-09-21T16:00:00+00:00


11. Kapitel

Ein weiterer nächtlicher Angriff und dieses Mal ohne die Hilfe von Essenzgespür. Oh ihr Götter, ich bin so blind in der Dunkelheit wie ein Bauer. Dag hatte gefürchtet, dass das Strahlen ihrer Essenz die Vorposten vor seiner Patrouille warnen würde, aber in der Düsternis in irgendwelche Wachen hineinzulaufen schien inzwischen ein ebenso wahrscheinliches Risiko zu sein. Ein unförmiger Mond stand schon hoch am Firmament. Wenn sie erst einmal diese Bäume hinter sich ließen, konnte er vielleicht besser erkennen, was vor ihnen lag.

Dag blickte nach rechts und nach links auf die schattenhaften Gestalten seiner Flankenleute, Mari und Dirla und Codo und Hann. Was er sah – oder nicht sah! –, beruhigte ihn: Wenn seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen sie kaum wahrnehmen konnten, konnte der Feind das genauso wenig.

Er tat einen weiteren, behutsamen Schritt nach vorn, und noch einen, und versuchte dabei nicht zu denken: Verdammt nochmal, das haben wir doch heute schon einmal getan. Kurz nach Mitternacht hatte seine Patrouille Hinweise auf die zusammengezogenen Streitkräfte des Übels gefunden und erneut die Pferde zurückgelassen, um sich verstohlen annähern zu können. Durch ein Gelände, für das sie im Gegensatz zu den Knochensümpfen weder Karten noch Pläne besaßen.

Wenn seine eigene Erschöpfung ein Maß für die der anderen war, so hatte Dag selbst nicht viel Vertrauen in seine Entscheidung, sofort und ohne Atempause zuzuschlagen. Aber eine Rast an diesem Ort war unmöglich, und jede Verzögerung erhöhte die Gefahr, dass sie entdeckt wurden.

Sie hatten ein ebenes Land erreicht, in dem immer häufiger kleine Höfe in den Wäldern zu finden waren, nicht unähnlich der Gegend oberhalb von Blau West. Kleine, verlassene Bauernhöfe. Dag hoffte, dass all die Leute hier von den Flüchtlingen aus den Knochensümpfen gewarnt worden und nach Landheim geflüchtet waren.

Die freien Felder erlaubten einen Blick nach vorn, beraubten die Streifenreiter aber zugleich der Deckung. Als sie die ausgefranste Kante eines einstmals ausgedehnten Weizenfelds erreichten, das nun niedergedrückt und sterbend dalag, stahl Dirla sich an seine Seite. »Siehst du das?«, hauchte sie und zeigte mit der Hand.

»Ja.«

Auf der anderen Seite des Felds erhob sich eine bewaldete Gegend – soweit sich das Land hier überhaupt hob – und stieg zu einem flachen Grat an. Der rötliche Glanz einiger hüpfender Fackeln schimmerte zwischen den Bäumen hervor und verschwand wieder. Ganz oben auf dem Kamm stand ein schmales, dreieckiges Bauwerk, vom kränklichen Mond versilbert. Vor einer weit entfernten, blassen Wolke zeigten sich kurz die Umrisse eines roh gezimmerten Holzturms, vielleicht sieben Schritt hoch und aus Baumstämmen errichtet, die man hastig gefällt und eingekerbt hatte, damit sie zusammenhielten. Was auch immer für Gestalten oben auf der Plattform kauerten, sie waren zu weit weg, als dass Dag sie mit den Augen ausmachen konnte. Und obwohl er das Essenzgespür fest verschlossen hielt, spürte er doch bei jedem Pochen seines Herzens die Bedrohung durch das Übel wie einen Schlag in seinen Leib.

»Ein Wachturm?«, flüsterte Dirla.

Dag schüttelte den Kopf. »Schlimmer.« Die verlorenen Götter mögen uns beistehen. Dieses Übel war fortgeschritten genug, um Türme zu bauen. Selbst das Übel am Wolfskamm war nicht weit genug gekommen, um diesen Drang zu entwickeln.



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